„Es war zwar nicht so geplant, aber es hat sich so ergeben“, so könnte man das umschreiben, was sich bei den Jugendwasserballern in den vergangenen beiden Jahren, vornehmlich im zurückliegenden Halbjahr getan hat.
Vor rund zwei Jahren, also wenige Wochen nach Kriegsbeginn in der Ukraine, stellte sich der erste ukrainische Jugendliche beim Wasserballtraining des VfB Friedberg vor. Zu dem einen anfänglichen Exoten, der ohne nennenswerte Vorkenntnisse aber mit großem Ehrgeiz ins Training einstieg, wurden im Laufe der folgenden Monate schon drei. Seit vergangenem Herbst steigerte sich die Anzahl ukrainischer Jugendlicher erheblich, auf nunmehr dreizehn. Das ist immerhin rund ein Drittel aller Kinder und Jugendlichen, die beim Wasserball aktiv sind. Eine enorme Herausforderung für die Trainer Kai-Uwe Grüning und José Garcia, die sich nun gezwungen sahen, zu reagieren. Der eine oder andere spricht etwas Englisch und seine Muttersprache natürlich. Die deutsche Sprache wird wohl in der Schule gelehrt, erfahrungsgemäß gibt es aber große Hemmungen, diese Sprachkenntnisse auch anzuwenden.
Entsprechend schwierig gestaltete sich anfänglich phasenweise das Training. Deutsch, Englisch sowie die sprichwörtlichen „Hände und Füße“ wurden wechselweise zur Wissensvermittlung genutzt. Zwischenzeitlich jedoch hat sich eine bewundernswerte Routine eingestellt. Die Trainer haben sich einige Brocken Russisch angeeignet, die Jungs verbessern ihrerseits zunehmend ihre Sprachkenntnisse – nicht zuletzt natürlich auch durch den regelmäßigen Umgang mit den Einheimischen. Wenn etwas nicht verstanden wurde, wird schnell improvisiert. Das heißt, man schaut genau hin, wie es die Deutschen machen, wer dann etwas verstanden hat, erklärt es sofort seinen Landsleuten.
Beim VfB hat man verstanden, dass man in der einen oder anderen Situation außerhalb vom Schwimmbad auch mal unterstützend tätig werden muss. Das geht von dem einfachen Fahrdienst bis zur Unterstützung bei der Wohnungssuche. Darauf ist beispielsweise auch der Ukrainische Rat bei der Stadt Bad Nauheim aufmerksam geworden, der den VfB Jugendwasserball auf seiner Plattform als „sehr empfehlenswert“ gelistet hat.
Sportlich zahlt sich dieses Engagement übrigens auch aus. Fünf ukrainische Jugendliche spielen derzeit schon aktiv in den Mannschaften U14 und U16. In de Altersklasse U16, in der alle fünf zu Einsatz kommen, ist immerhin aktuell der Hessenmeistertitel 2024 nach Friedberg geholt worden, bei der U14, wo drei mitspielen, hofft man auf einen dritten Platz.
Aus Charkiw zum Jugendwasserball des VfB Friedberg: Kirill, Alex Dimi und Dima (v.l.) sind Teil des Hessenmeisterteams in der U16